Weihnachtsgeschichte im Musem Schnütgen und Rapid Publishers im Museum Ludwig
Das Museum Schnütgen ist so ein schönes Haus: Den imposanten Eingangsbereich teilt es sich mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum, präsentiert seine Mittelalter-Exponante dann aber in der sich nahtlos anschließenden romanischen Cäcilienkirche. Leider interessiert mich das Sujet Mittelalterkunst so gar nicht. „Leider“ weil das Museum viel investiert, um den Besuch interessant zu gestalten; im ersten Raum warten verschiedene Büchlein zum Mitnehmen um den Einstieg in die Thematik zu vereinfachen—mit dem „Kritzelblock“ auch für die Kleinen! Die meisten Ausstellungsstücke stehen frei und man kann sehr nah ran um alle Details zu erfassen. Aber es bleibt dabei—umhauen tut mich die Kunst des Mittelalters nicht.
Was mich aber umhaut sind kompetente, begeisterte Museumsführer*innen, denen es ein ehrliches Anliegen ist, diese Begeisterung weiterzuvermitteln. Und so eine Führerin hatten wir gestern. (Den Namen muss ich noch erfragen.) Etwas mehr als eine Stunde lang führte sie uns zu den verschiedensten Stücken, die die Weihnachtsgeschichte erzählen. Sie verstrahlte dabei eine Aura, die ich immer bei Vorträgen von gelehrten Menschen, die wahrhaft begeistert von ihrem Fach sind, wahrnehme. Eigene Ungenauigkeiten korrigierte sie sofort (Nicht, dass die mir aufgefallen wären), sie bediente sich eines unglaublich großen Wortschatzes und lud uns immer wieder ein, näher zu kommen und genau hinzusehen.
Und wenn die Präsentation so einnehmend ist, dann bleiben auch bei mir Mittelalter-Muffel ein paar spannende Details hängen:
- Die Weihnachtsgeschichte, wie wir sie heute kennen, ist vor allem ein Produkt der künstlerischen Legendenbildung im 2./3. Jhd. Nur im Matthäus-Evangelium steht etwas von Sterndeutern. Aber nichts von Heiligen, Königen oder drei.
- Bisher personifizierte Langeweile für mich: Maria mit Kind. Aber es lohnt sich hinzusehen: die Nähe zwischen Maria und Jesus variiert, genau wie die Menschlichkeit von Jesus: Hat er einen Bauchnabel oder ein kindliches Gesicht? Dann versuchte der oder die Künstler*in Jesus neben seiner Göttlichkeit auch als Menschen zu begreifen. Richtig dark: Foreshadowing der Passion, z.B. durch überkreuzte Beine von Jesus oder Nelken. Wenn die Oma Anna auch noch dabei ist, sprich man übrigens von Anna selbdritt.
- Auch unsere Führerin betonte noch einmal: Das Mittelalter war bunt! Die Farbfassung von Skulpturen war genauso angesehen und wertvoll, wie die Arbeit der Bilderhauer*innen.
Nicht schlecht dafür, dass mich das nicht die Bohne interessiert, oder? Der Dank gebührt unserer Führerin—vielen Dank!
Weiter ging es für mich ins Museum Ludwig. Absolutes Kontrastprogramm! Hier ist am KölnTag—oder LaDo, langer Donnerstag, wie er hier heißt—immer richtig Party. Komplett mit Bar, DJ und Strandstühlen. Das macht wirklich Laune, Props an das Museum Ludwig!
Hier waren heute The Rapid Publisher zu Gast: Zwei Leute, eine Kopiermaschine und alle die Bock haben mitzumachen an Tischen drumherum, gern mit Kaltgetränk und einem Schnack mit den Sitznachbarn. Zeichnen, krakeln, Bücher zerschneiden und neu zusammenkleben, leimen, collagieren—alles kann, nichts muss. Unsere Ergüsse im A5-Format kamen dann in zufälliger Reihenfolge auf den Kopierer und so entstand ca. alle fünf Minuten ein einzigartiges Zine (vom englischen magazine, auch fanzine genannt).
Ein tolles Konzept und ein erhebendes Gefühl dabei zu sein—so geht partizipative Kunst! Ich hatte im Vorfeld schon das sehr bestimmte Gefühl, dass das genau mein Ding sein wird. Folgerichtig wanderte ihr Buch All Copies Are Bastards (der Gag hat etwas gedauert bei mir) im Museumsshop in meine Tasche. Habe es zu Hause direkt durchgeblättert und werde es mir zur Angewohnheit machen, dies vor jedem Start eines Kreativprojektes zu wiederholen.
Die Kreativität der Menschen ist einfach unermesslich und ich bin hier um sie mir reinzuziehen!