Führung im Historischen Rathaus

Ich habe mir heute noch fix eine der letzten kostenlosen Führungen in Kölns Historischem Rathaus gegönnt. Ab Juni kosten die ca. 60-minütigen Rundgänge dann zwischen 3 und 6 Euro, je nach Wochentag und Sprache. Die paar Euronen sind gut investiert—alleine schon um sich im im Renaissance-Stil wiederhergestellten Löwenhof für ein paar Minuten in eine andere Welt zu beamen. Das Photo des Rathausturmes oben habe ich von diesem kleinen Hof aus geschossen. Das andere Renaissance-Juwel—die Rathauslaube mit Balkon, der mensch in Florenz wähnen lässt—ist aktuell wegen der MiQua-Bauarbeiten nicht zu sehen.
Weitere Highlights waren der Piazzetta-Freiraum, der einem Schiff nachempfundene Hansasaal und die Prophetenkammer mit krasser Intarsien-Tür und Repliken wichtiger Stadtdokumente. Das Ganze garniert mit historischen Erzählungen, Sagen, Legenden und diesen kleinen und großen „Ach was?“-Geschichten. Zum Beispiel ist Köln die erste deutsche Stadt mit einer palästinensischen Partnerstadt—Bethlehem. Köln war dank des Nordsee-Zugangs über den Rhein Hansestadt, die Hansefarben rot/weiß sind bis heute wichtiger Bestandteil der Stadtidentität. Und ein Gaffel ist nicht nur ein Kölsch sondern vor allem der Zusammenschluss mehrerer Zünfte, die sich in ihren eigenen Gaffelhäusern, also Wirtshäusern, trafen, wo gegaffelt wurde … was nichts anderes bedeutet, als mit einer Gabel zu essen.
Ich stehe auf solche kleinen Wissensfetzchen hier und da; sie helfen mir auf angenehme Weise die fragmentierte, für mich immer noch vergleichsweise neue Kultur um mich herum zu einem für mich immer größer werdenden Ganzen zu verweben. Das fühlt sich für mich gut an und lässt mich Stück für Stück mehr in Köln und im Rheinland ankommen.