KalkKunst Kunstspaziergang
Ich habe heute am öffentlichen Kunstspaziergang im Rahmen von KalkKunst 2024 teilgenommen und es war der Hammer! Mein innerer Kreativitätswirbelwind ist mächtig am toben. Es gibt einen zweiten Spaziergang am Samstag, 30.11., um 11:00 und ich kann jedem, der sich ein bisschen für Kunst oder das Kalker Veedel interessiert, wärmstens das Mitschlendern empfehlen.
Bernd Giesecke—Vorstandsmitglied der Stiftung KalkGestalten und Koordinator von KalkKunst—hat uns mit viel Spaß an der Sache und offenkundiger Begeisterung für Kalk und seine Künstler*innen zu sieben Ausstellungsorten geführt: Stadtteilbiblithek, Bambule.Kaffeebar, Kleiner Container (Hallen Kalk), Vision (innovative Drogenselbsthilfe), Integrationshaus, Falafel Halab und Bürgerhaus.
Stadtteilbibliothek
Andrea Junior und Henning Brück präsentierten uns hier ihre Fotografien und verloren ein paar Worte zu ihrem Werk. Andrea hatte mich mit ihren „Wiesen-Punks“ (Makro-Aufnahmen von Gänseblümchen) direkt zum Lachen gebracht. Und da bin ich auch schon bei einem Highlight dieses Kunstspazierganges: Live-Kommentare der Künstler*innen sind ein unglaublicher Mehrwert gegenüber der Solo-Rezeption. Andrea hat den gesamten Spaziergang mitgemacht und als Erstausstellerin geduldig meine Fragen beantwortet. Nächstes Jahr bewerbe ich mich auch bei KalkKunst!
Bambule.Kaffeebar
In dem ehemaligen Schulkiosk passen kaum fünf Menschen, aber an der Wand ist genug Platz für die Illustrationen von Kristyn Lopez. Auf den Tischen lag außerdem die graphic memoir Limette der gebürtigen Floridian. Supersüßes Detail: Der Titel Limette kommt von einem doppelten Google-Translate-Fehler: Kalk → lime(stone) → Limette.
Kleiner Container
Weiter ging es auf das Gelände der Hallen Kalk, wo uns Dominikus Moos vom Creation Center Contemporary Circus (CCCC) einen kleinen Vortrag über das Nutzungskonzept der eindrucksvollen Hallen, die Verantwortungsgemeinschaft Osthof und die aktuellen Zirkus- und Theaterprojekte vor Ort hielt. Superspannend was da mitten in Kalk quellt und gedeiht. Ein weiteres Highlight des Spaziergangs: Ich habe ganz neue Ecken dieses wunderbaren Viertels kennengelernt!
Für die Kunst sorgte hier Antje Klees mit einer Projektion auf ihr aus Tetrapacks gemachtes Kunstwerk im kleinen Container.
Vision e.V.
Vielleicht die eindringlichste Station: Die Kalker Anlaufstelle der Drogenselbsthilfe Vision. Simon Kleimeyer nutzte dankenswerterweise unser Auftauchen auch dazu, etwas über den Verein und seine Arbeitsweise zu berichten. Ein sympathisches Team, das so eine verdammt wichtige Arbeit verrichtet!
Thorsten von Bremen führte uns humorvoll durch seine Bilder, die mit einer ordentlichen Prise Sozialkritik versehen sind. Daneben gab es einen der Polymorphed Bodies von Kim Gilges zu bestaunen.
Integrationshaus
Hier stellte sich die 23-jährige Fotografin Sidney Lynne Erbe vor uns und lies uns teilhaben an ihren in den Fotos gebannten Gedanken zu Konsum und Umwelt. Jetzt würde ich mich mit meinen 36 Jahren auch noch als jungen Menschen bezeichnen, aber es erfüllt mich mit Freude und Zuversicht wenn sich die noch Jüngeren nicht nur Gedanken zu Klimakrise und Turbokapitalismus machen, sondern diese Gedanken auch noch als Kunst manifestieren. Groß!
Falafel Halab
KalkKunst ist wirklich überall und so eben auch in einem eher unscheinbaren Falafel-Bistro auf der Kalk-Mülheimer-Straße. Toll! Die Künsterlin/Kunsttherapeutin Jane Spunk war zwar leider selbst nicht anwesend, hat ihre drei ausgestellten Bilder aber mit einer Texttafel versehen. 15 Leute, die in einem Falafel-Laden die Wand anstarren… es muss fantastisch ausgesehen haben von draußen.
Bürgerhaus
Das Finale ein paar Meter weiter die Kalk-Mülheimer-Straße runter: Die Bilder von Ulla Uhlmann und Ingrid Kinsky sowie die kunstvoll nachbearbeiteten Fotos von Hartmut Kinsky. Es war ein beeindruckender und würdiger Abschluss des Zwei-Stunden-Spazierganges, der noch lange in mir nachklingen wird.
Ich ertappe mich dieser Tage manchmal dabei, wie ich in einen gewissen Kulturpessimisus verfalle. Oder vielmehr einen allgemeinen Pessimismus gegenüber unserer einfältigen Spezies. Dann helfen mir Formate wie dieses, das Vertrauen in die Menschen wiederzuerlangen. Mein Dank gilt allen, die mit offenen Augen (und offenem Herzen) durch die Welt gehen und ihre Gedanken und Gefühle für andere erlebbar machen. Das Ergebnis ist einfach immer richtig geiler Scheiß!