Die Traumathek – Kölns letzte Videothek
Mit etwas Verspätung möchte ich heute von der Traumathek in Köln berichten und wie sie mich in ihren Bann gezogen hat.
Ich weiß gar nicht, wann ich zum ersten mal von der Traumathek (was übrigens nichts mit seelischem Trauma zu tun hat, sondern mit Dario Argentos Film Trauma) gehört habe, aber es war ziemlich sicher im Podcast Cineviel der Filmfressen. Wahrscheinlich spukt der entsprechende Marker schon einige Jahre in meiner Maps-App; vergangenen Donnerstag habe ich mir endlich die Zeit genommen um diesem einen Besuch abzustatten.
Meine Erwartungshaltung war klar: Es ist eine Videothek, die—wenn auch traurigerweise die letzte in ganz Köln—sicherlich dem typischen Ablauf (1) Kunde werden, (2) Filme ausleihen, (3) Filme zurückbringen gehorchen wird. Das hat auch alles wunderbar funktioniert und am Ende ging ich mit 20 € weniger (2,50 € für den Mitgliedsausweis, 15 € für das 5-Filme-Wochenpaket, 2,50 € Trinkgeld) und dafür fünf Filmen mehr aus dem Laden. Mitgenommen habe ich Green Room, I Saw the Devil, The Nightingale, Lockdown Tower und I Am Legend (natürlich mit Vincent Price, nicht Will Smith).
Öh, „Trinkgeld“? Ist das üblich in einer Videothek? Auf keinen Fall, aber mit Betreten der Traumathek schrie alles in mir, dass das ein toller, magischer, inspirierender und erhaltenswerter Ort ist. Und solche Emotionen lassen mich gern etwas tiefer ins Portemonnaie greifen. (Die 2,50 sind nur ein Tropfen auf dem heißem Stein, aber hoffentlich ein Anfang.) Was genau lässt mich so schwelgen von diesem Ort?
Das beginnt schon mit der Aufmachung, der Einrichtung und dem Gemütlichkeitsfaktor: Pariser Bistrotische vor und im Laden, Musik kommt vom Plattenspieler, alle Wände sind voll mit Vinyl, Plakaten und Regalen für Bücher und Kauf-Filme—Regale mit Leih-Filmen bis unter die Decke kommen dann im hinteren Teil. Die Traumathek ist nicht mit dem typischen Look einer Videothek à la Blockbuster vergleichbar, sondern mutet eher wie ein Kunst-Café an—ein third place zum Abhängen.
Auch dank der Dame hinterm Tresen. „Ach, Sie kommen aus Leipzig? Wie schön!“ Kurzer Plausch. Dies das. Einfach nett, zugewandt. Meine Filmauswahl oder bloße Anwesenheit bringt mit das Prädikat Cineast ein, alle Fragen werden geduldig beantwortet. Die Atmosphäre ist entspannt und einladend, die Liebe zum Film und zu Filmschaffenden überall spürbar.
Das war er also, mein erster Besuch in der Traumathek und ich kann jetzt schon sagen: Ich bin Fan! Ich will da noch viel öfter hin, aber zur traurigen Wahrheit gehört auch, dass beide Personen, die ich vor Ort antraf, mit Sorge über die Zukunft der letzten Videothek Kölns sprachen. Also hin da! Leiht euch Filme aus, besucht die Filmabende im zugehörigen Ladenkino Studio Argento oder mietet das ganze Ding gleich für einen Kinoabend mit Freund*innen. Letzteres steht bei mir zumindest ganz oben auf der Wunschliste.